Explodierende Energiepreise und drohende Versorgungsengpässe zwingen derzeit viele Unternehmen, ihren Energieverbrauch stetig zu optimieren. Dabei spielen digitale Technologien eine immer größere Rolle. Unter den Gesichtspunkten der Energieeffizienz muss aber auch die Digitalisierung der Wirtschaft betrachtet werden. Es lohnt sich, beiden Aspekten gleichzeitig Aufmerksamkeit zu widmen.
Digitale Technologien bieten großes Potenzial, den Ressourceneinsatz und Energieverbrauch in den Unternehmen zu reduzieren. Durch die Anwendung von KI (Künstlicher Intelligenz) lassen sich beispielsweise Daten analysieren und Prozesse optimieren. Durch den Einsatz von KI kann beispielsweise die Auslastung von Maschinen erheblich gesteigert werden, da energieintensive Leerläufe und Wartezeiten vermieden werden. Auch tragen innovative Fertigungstechnologien wie der 3D-Druck oder die Nutzung digitaler Zwillinge bei der Entwicklung neuer Verfahren bzw. Produkte zur Steigerung der Energieeffizienz bei.
Digitalisierung bedeutet aber auch, dass immer mehr Sensoren, Computer, … etc. zur Datenerfassung und -verarbeitung zum Einsatz kommen, dadurch steigt auch der Energieverbrauch der notwendigen Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Zu einem hohen Ressourcenverbrauch trägt z.B. auch eine kurze Lebens- bzw. Anwendungsdauer der IKT bei.
Bei der Entwicklung und Projektierung von Digitalisierungskonzepten sollten daher unterschiedliche Energieeffizienz-Aspekte systematisch betrachtet werden. Diese durchgängige Betrachtung der Energieeffizienz gilt auch für die Nutzung von Cloud-Diensten.
Eine konsequentere Verknüpfung von Digitalisierung und Energieeffizienz ist daher Voraussetzung für zusätzliche Effizienzgewinne. Ziel sollte daher sein, dass die Informations- und Kommunikationstechnik selbst energieoptimiert hergestellt, betrieben und im besten Fall wiederverwertet statt entsorgt wird.
Viele Unternehmen haben das Thema bereits auf der Agenda und schaffen sowohl im Betrieb als auch bei der Beschaffung von Komponenten geeignete Voraussetzungen. Wird z.B. neue IT-Hardware beschafft, sind Kriterien wie Langlebigkeit, Energieverbrauch und -effizienz oder Reparierbarkeit zu prüfen. Second-Hand-Produkte, sogenannte Refurbished-IT, stellen häufig eine gute Alternative zu Neugeräten dar. Gütesiegel wie der „Blaue Engel“ helfen dabei, energie- und ressourceneffiziente Hard- und Software-Produkte oder Rechenzentren zu erkennen. Nicht zuletzt gibt es auch in der betrieblichen Nutzung wichtige Stellschrauben, zum Beispiel die energieeffiziente Konfiguration von Geräten und Software oder die Aktivierung von Energiesparfunktionen.
Seitens Bundesregierung werden diesbezüglich folgende Ziele angestrebt:
– neue Rechenzentren sollen ab 2027 klimaneutral betrieben.
– Rechenzentrums-Abwärme soll genutzt werden.
– für IT-Beschaffungen des Bundes sollen Zertifizierungen (z.B. Blauer Engel) Standard werden.
Zudem ist geplant, dass Ersatzteile und Software-Updates für IT-Geräte künftig für die übliche Nutzungsdauer verpflichtend verfügbar sein müssen.
Bessere Rahmenbedingungen sind sinnvoll, jedoch sollte die Regierung anstelle neuer gesetzlicher Verpflichtungen ihren Fokus auf den Abbau bestehende Hemmnisse richten. (z.B. für eine bessere Abwärmenutzung).
Tobias Semik – IMV Passau
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